Spießbürger

Spießbürger
2Spieß
»Kampf-, Jagdspieß«: Die Herkunft des Substantivs mhd. spiez̧, ahd. spioz̧, mniederl. spit, schwed. spjut ist nicht geklärt. Der Spieß war eine Wurf- und Stoßwaffe, die erst im 13. Jh. durch den Speer des Ritters zurückgedrängt wurde, jedoch als typische Waffe der Landsknechte, Stadtbürger (s. u.) und Bauern weiterlebte. Die soldatensprachliche Bezeichnung »Spieß« für den ‹Kompanie›feldwebel (um 1900) bezieht sich auf den Offizierssäbel, den dieser früher trug. – Abl.: spießen »auf den Spieß stecken, durchbohren« (im 17. Jh. vermengt aus spätmhd. ‹mitteld.spīz̧en »aufspießen« und mhd. spiz̧z̧en »an den Bratspieß stecken« ‹zu 1 Spieß›, heute meist in der Zusammensetzung »aufspießen«). Zus.: Spießbürger »engstirniger Mensch« (zuerst im 17. Jh. als studentisches Scheltwort bezeugt, ursprünglich wohl, ähnlich wie Schildbürger ‹ Schild›, spöttische Bezeichnung des bewaffneten Stadtbürgers; seit dem 18. Jh. im heutigen Sinn), dafür jetzt meist die Kurzform Spießer (Ende des 19. Jh.s mdal.); Spießgeselle »Mittäter eines Verbrechers« (im 16. und 17. Jh. soldatensprachlich für »Waffengefährte, Kamerad«, aber wegen der Zuchtlosigkeit der damaligen Soldaten seit dem 17. Jh. meist im heutigen Sinn gebraucht).

Das Herkunftswörterbuch . 2014.

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  • Spießbürger — Spießbürger, 1) ehemals die in der eigentlichen Stadt. wohnenden Bürger zum Unterschied von den in der Vorstadt wohnenden Pfahlbürgern[553] (s.d. 1); dann auch 2) arme Bürger, welche nur mit Spießen bewaffnet Kriegsdienste leisteten; daher 3)… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Spießbürger — Spießbürger, ursprünglich arme, nur mit Spießen bewaffnete Bürger als Fußsoldaten; jetzt herab setzende Bezeichnung für beschränkte Kleinbürger …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Spießbürger — Spießbürger, im Mittelalter die in der eigentlichen Stadt wohnenden Bürger, im Gegensatz zu den Pfahlbürgern (s.d.); jetzt Bezeichnung für engherzige, beschränkte Kleinbürger …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Spießbürger — ↑Philister …   Das große Fremdwörterbuch

  • Spießbürger — Sm std. (17. Jh.) Stammwort. Zunächst bezeugt als Schelte auf die Städter. Vermutlich ein niederdeutsches Wort, das, wenn es alt ist, die mit Spießen bewaffneten Bürger meint. Daraus gekürzt Spießer seit dem 19. Jh. S. auch Schildbürger. ✎ Heisig …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Spießbürger — Ein Spießbürger (Spießer) sein: ein engstirniger Mensch sein, der sich jedem Fortschritt verschließt und veraltete Anschauungen und moralische Grundsätze hartnäckig verteidigt.{{ppd}}    Nachdem Heinrich I. (919 936) viele Städte gegründet hatte …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Spießbürger — Als Spießbürger oder Spießer werden in abwertender Weise engstirnige Personen bezeichnet, die sich durch geistige Unbeweglichkeit, ausgeprägte Konformität mit gesellschaftlichen Normen, Abneigung gegen Veränderungen der gewohnten Lebensumgebung… …   Deutsch Wikipedia

  • Spießbürger — Traditionalist; Kleinkarierter; Kleinbürger; Spießer; Philister; Konventionalist * * * Spieß|bür|ger [ ʃpi:sbʏrgɐ], der; s, , Spieß|bür|gerin [ ʃpi:sbʏrgərɪn], die; , nen (abwertend): starr am Althergebrachten hängender, kleinlich denkender… …   Universal-Lexikon

  • Spießbürger — ↑ Spießbürgerin Biedermann; (abwertend): Kleinbürger, Kleinbürgerin; (bildungsspr. abwertend): Philister, Philisterin; (ugs. abwertend): Spießer, Spießerin; (veraltend abwertend): Pfahlbürger, Pfahlbürgerin. * * *… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Spießbürger — der Spießbürger, (Oberstufe) jmd., der sich durch geistige Unbeweglichkeit, ausgeprägte Konformität mit gesellschaftlichen Normen hervortut Synonyme: Kleinbürger, Spießer (ugs.) Beispiel: Die Jungen haben bewusst im Dialekt gesprochen, um sich… …   Extremes Deutsch

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